Propolis: "Bioantibiotikum" mit vielen Anwendungsmöglichkeiten

Propolis zur Infektabwehr und Immunstimulierung war bisher eher Geheimtipp von Bio-Freaks, Imkern und Naturheilkundigen. Seine antimikrobielle Wirksamkeit und seine dementsprechende Verwendung sind aber schon seit dem Altertum bekannt. Derzeit erlebt es eine Renaissance.

Propolis nennt man das Kittwachs der Honigbienen (Apis mellifera). Neben Blütenstaub und Honig sammeln Bienen auch die harzigen und klebrigen Exsudate von Knospen und Blättern verschiedener Bäume, vornehmlich Pappel, Birke, Weide oder Kastanie. Im Bienenstock nagen dann die "Stockbienen" die mitgebrachte Ausbeute von den "Pollenhöschen" der "Außendienstmannschaft" ab, fügen noch Drüsensekrete und Wachs hinzu und dichten mit dieser je nach Herkunft gelb, braun oder grünlichen Harzmasse Wabenzellen und Fluglöcher ab. Damit soll der Bienenstock vor Zugluft, Nässe und Bienenschädlingen, die Waben mit der Brut vor mikrobiellem Befall geschützt werden. Imker kannten immer schon die antimikrobielle Schutzwirkung von Propolis und gewinnen dieses "kostbare" Nebenprodukt aus den Wabenrähmchen durch Abkratzen. Ein Bienenvolk liefert im Jahr etwa 50 bis 200 g Propolis.

 

Zusammensetzung variiert stark

Propolis ist aber nicht gleich Propolis! Die Zusammensetzung und damit die Wirkung variiert je nach Herkunft und Jahreszeit stark, wie in Forschungsprojekten unter Prof. Dr. H. Schilcher am Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der FU Berlin in den 90er Jahren mit Propolis aus allen Erdteilen festgestellt wurde. Wirksamstes Propolis liefern Pappeln. Bisher kennt man ca. 150 Propolis-Inhaltsstoffe, die wichtigsten und wirksamkeitsmitbestimmenden sind aus den Klassen derFlavonoide (1,2 bis 29%, u. a. Galangin, Apigenin, Pinobanksin)

phenylsubstituierten Carbonsäuren (3 bis 50%, u. a. Benzoe-, Zimt-, Ferula- oder Kaffeesäurederivate)

ätherischen Öle (0,1 bis 8%, mit Farnesol, Geraniol, Cineol, Caryophyllen, Zimtaldehyd u. a.).

Viele der genannten Einzelsubstanzen sind für antimikrobielle und entzündungshemmende Effekte bekannt. Und schon seit etwa 40 Jahren gibt es reichlich wissenschaftliches Erkenntnismaterial zu Propolis, so etwa 150 experimentelle und klinische Studien, vorwiegend Anwendungsbeobachtungen (noch nicht kontrolliert und GCP-entsprechend) für die tradierten Anwendungsgebiete wie äußerlich bei Abszessen und Furunkeln, Entzündungen von Haut und Mundschleimhaut, bei Schwellungen und Wunden, innerlich bei Katarrhen der oberen Luftwege und fiebrigen Infektionen.

 

Wirkungsmechanismen belegt

Eindeutig belegt und in ihren Wirkungsmechanismen geklärt wurden im Berliner Arbeitskreis keimhemmende Effekte gegenüber grampositiven (Staphylo- und Streptokokken) und gramnegativen Keimen (E. coli, Pseudomonas) und Dermatophyten. Die Zellteilung der Mikroorganismen wird durch die Phenylcarbonsäuren des Propolis unterbunden, indem in einer partiellen Bakteriolyse Zellwand und Zytoplasma der Bakterien zerstört werden und ihre Proteinbiosynthese gehemmt wird. Der Vorgang konnte elektronenmikroskopisch verfolgt werden. Dieser Wirkmechanismus unterscheidet sich ganz wesentlich von dem gängiger Antibiotika, die meistens über Enzymhemmungen wirken, auf die dann die Bakterien häufig mit Resistenzbildung reagieren.

moderate antivirale/virostatische Wirksamkeit gegenüber Rhino- und Herpesviren (Wirkmechanismus analog),

antiphlogistische Wirkungen durch Hemmung der Cyclooxygenase und/oder Lipoxygenase sowie der Leukotrien-B4-Bildung; diskutiert wird auch eine durch Entzündungsmediatoren verursachte Verringerung der Leukozytenmigration und Zellproliferation,

immunstimulierende Wirkung (IgM-Elisa-Test). Die Lymphozytenproliferation wird gesteigert (erhöhter IgM-Titer) und Interleukin I freigesetzt.

Des Weiteren wird auch von choleretischen, spasmolytischen, adstringierenden, lokalanästhetischen und granulationsfördernden Wirkungen des Bienenharzes berichtet.

 

Bioantibiotikum mit vielen Vorteilen

Der Einsatz von Propolis hat sich insbesondere bei Atemwegsinfektionen bewährt, da seine erwiesene antivirale und antibakterielle Wirksamkeit durch eine immunstimulierende Wirkung ergänzt und die körpereigenen Abwehrkräfte unterstützt werden. Die Resistenzbildung ist zwar bisher noch nicht extra untersucht, der postulierte Wirkungsmechanismus lässt aber vermuten, dass Resistenzen unwahrscheinlich sind. Die Wirkstoffe des Propolis unterbrechen die Zellteilung bei Mikroorganismen. Sie zerstören das Zytoplasma und die Zellwände von Viren und einigen Pilzen und hemmen die Proteinbiosynthese z. B. bei Viren. All dies macht Propolis zum "natürlichen Antibiotikum" der Bienen und als Naturheilmittel, besonders auch in der Kinderheilkunde, äußerst interessant.

 

Als Anwendungsgebiete für Propolis empfehlen sich:

innerlich:

§  Infekte des Respirationstraktes,

§  Rhinitis und Rhinosinusitis,

§  zur Aktivierung des Immunsystems

 

äusserlich:

Bisher meist in Form von ethanolisch-wässrigen Zubereitungen, heute auch wässrigen zur Wundbehandlung, insbesondere von Schnitt- und Schürfwunden, Entzündungen der Mundhöhle und des Rachenraumes, Herpes Simplex, Mykosen. Bei äußerlicher Anwendung können gewisse Propolis-Herkünfte und Produkte zu Allergien vom Typ IV (= Kontaktdermatitis) führen. Bei innerer Anwendung sind bisher keine Kontraindikationen bekannt, die äußere Anwendung ist bei Atopikern und Allergikern mit Imker-Propolis-Allergie und Empfindlichkeit gegen Perubalsam, 1,1-Dimethylally-Kaffeesäureester, Pappelknospen- und Zimtrindenzubereitungen kontraindiziert. Grundsätzlich sollte vor der ersten Anwendung auf kleiner Hautpartie die Möglichkeit einer Kontaktallergie geprüft werden.

 

Propolis Wirkung - lange schon bekannt

Schon im Altertum berichten Plinius und Aristoteles von der Wund- und Heilwirkung des Propolis, die Ägypter verwendeten es zum Mumifizieren ihrer Leichen. In der Volksmedizin haben Propolis-Zubereitungen vor allem im Mittelmeergebiet und in Osteuropa bei Erkältungen, Verletzungen und zur Stärkung der Abwehrkräfte einen festen Platz. In den Russlandfeldzügen, als es keine Medikamente mehr gab, konnten Ärzte mit Propolis - von russischen Bienenzüchtern erbettelt - manche tödliche Wundinfektion verhindern. Und auch heute gewinnt es wieder einen festen Platz in naturheilkundlich orientierten Praxen.

Inhaltsstoffe des Bienenkittharzes

Propolis ist eine gelbliche, grünliche, graue oder rotbraune, klebrige, würzig riechende Masse. Es wird von der Honigbiene, Apis mellifera (Apidae), aus den klebrigen Überzügen von Knospen der Laub- und Nadelbäume durch Verkneten mit Pollen, Drüsensekreten und Wachs gewonnen. Die Zusammensetzung ist stark von der von den Bienen benutzten Bezugsquelle abhängig. Hauptbestandteile sind neben Wachs (30%), ätherischem Öl (10%), harzartigen Bestandteilen (55%) und neben Pollen (5%) freie Flavone, Flavonole und Flavanone weiterhin Benzencarbonsäuren, Benzylalkohole, Benzofuranderivate, Lignane und Ester dieser Verbindungen mit aliphatischen oder aromatischen Säuren bzw. Alkoholen und Sesqui-, Di- und Triterpene.

Einsatzmöglichkeiten

Propolis wird vor allem wegen seiner antiseptischen Eigenschaften als Bestandteil von Salben zur unterstützenden Behandlung von Hautverletzungen und -entzündungen sowie zum vorbeugenden Hautschutz und zur Hautpflege eingesetzt. Außerdem dient es in Form von Pinselungen oder Lutschtabletten zur Behandlung von Schleimhautentzündungen. Innerlich wird es bei Magengeschwüren, Gastroenteritiden, nicht-eitrigen Schleimhautentzündungen der Atemwege und der ableitenden Harnwege sowie bei Hautkrankheiten eingesetzt. Durch Propolis können Kontaktdermatitiden ausgelöst werden.

  

DAZ 2005, Nr. 30, S. 32, 24.07.2005

 

 

Analoge Angaben findet man in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Propolis